Diverse wie meine Mutter
Heute hat mich meine Mutter angerufen. Sie war ganz aufgeregt. Und das kam so.
"Ich bin heute mal wieder mit meinem Rollator durch das Gewerbegebiet geflitzt", berichtet sie und wird von mir sogleich unterbrochen.
"Du sollst doch nicht immer so rennen. Du bist doch schon 92."
Das hätte ich wohl besser nicht sagen sollen, denn meine Mutter wird nicht gern auf ihr Alter angesprochen.
"Aber ich gehöre noch lange nicht zum alten Eisen. Ich könnte sogar wieder eine Arbeit annehmen."
Ich kenne die Hirngespinste meiner Mutter. Deshalb bin ich nicht sonderlich gespannt auf ihr neuestes. Aber das hat meine Mutter noch nie interessiert.
"Du und ein Job? In deinem Alter?"
"Fang nicht schon wieder so an. Ich wäre heute beinahe an einer Werbetafel mit einem Stellenangebot vorbeigesaust."
"Was für ein Stellenangebot?"
"Ich habe vorher noch eine Frage."
Das ist ein bekannter Trick meiner Mutter. So tun, als sei meine Meinung wichtig.
"Was für eine Frage?"
"M steht doch für männlich."
Ich nicke, obwohl meine Mutter das natürlich nicht sehen kann.
"W für weiblich."
Ich nicke wieder.
"Und d für diverse. Also für einige. Damit meinen sie wohl Leute wie mich."
Ich nicke nicht mehr.
"Diverse steht für das dritte Geschlecht", antworte ich.
Das hat mir meine Mutter nicht geglaubt und will sich bewerben.
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